Es ist der 21.05. 21:30. Distance to go: 100 Seemeilen. Wie oft hat sich das Blatt in den letzten Tagen wohl gewendet. Wie oft saßen wir hier deprimiert im Cockpit und haben uns gewünscht schneller als 3 Knoten zu segeln.
Wie oft haben wir dann gestrahlt als der Wind endlich zurück kam. Bald ist haben wir nur noch eine zweistellige Distanz vor uns. Die Jonny segelt beständig mit 5-6 Knoten, als möchte sie uns zeigen – Ja! Ich will auch endlich ankommen! Heute Nacht wird sich zeigen, ob wir das Tempo beibehalten können und schon morgen Nachmittag „Land in Sicht“ melden können!

Es ist der 22.05. 06:00 Uhr. Distance to go: 50 Seemeilen. Die Jonny bockt wie ein junger Stier beim Rodeo. Wie ein schneller junger Stier. Nach wie vor segeln wir 6 Knoten, manchmal sogar 7.
Der Countdown läuft! Wann wir wohl das erste Land sehen können?

Es ist der 22.05.2024 – 07:30 Uhr – „Land in Sicht!!!“ 41 Seemeilen to go.
Viel früher als erwartet erscheinen die Umrisse der Inseln am Horizont. Viel Zeit zum Staunen ist nicht. Die Angeln schlagen an. Bis ich Jonas geweckt und alle Vorkehrungen getroffen haben, sind sie leider wieder vom Haken gesprungen. Der eine muss sehr groß gewesen sein. Er hat die 15 kg Sperre an der Angelrute problemlos ausgelöst und am Ende den Haken aus dem Köder gerissen. Vielleicht war es gut, dass er nicht mehr an der Angel ist. (Wir verwenden übrigens schnell rostende Haken, weshalb er ihn nicht lange bei sich tragen wird)
Jetzt heißt es wieder Warten. Gleichzeitig finde ich aber jetzt Zeit die Umrisse der Insel vor uns zu betrachten. Die Spitze ist in Wolken getaucht. Doch auf Meereshöhe zeichnen sich die dunklen Linien trotz diesigen Wetters klar ab. Mal sehen, wann wir die ersten Bäume erkennen können.

Land in Sicht!

Landfall im Paradies
Die Insel Fatu Hiva taucht schon frühmorgens am Horizont auf. Lange schaue ich gebannt auf die dunklen Konturen am Horizont!
Im Laufe des Vormittags kommt eine weitere Insel in Sicht und Fatu Hiva? Die wird immer größer, majestätischer. Gebannt freuen wir uns ihr endlich näher zu kommen. 28 Tage haben wir gebraucht, um diesen Moment zu erleben. 28 Tage voller Erlebnisse. Segelabenteuer, -spaß und manchmal auch Segelverzweiflung. Manchmal Langeweile, zahlreiche Carcasonne-Spiele, tolle Sonnenuntergänge und eine Zeit, die am Ende doch schneller vergangen ist als wir gedacht haben!
Wir bereiten die Jonny auf die Ankunft vor, putzen, schrubben, verstauen Segelmaterial, das wir nicht mehr brauchen und werfen immer wieder einen Blick auf die Insel.
Mittlerweile können wir einzelne Bäume erkennen. Einzelne Felsformationen und Küstenstreifen. Zu dritt sitzen wir auf dem Vordeck und sind stolz auf uns. Wir haben es geschafft! Knapp 4000 Seemeilen von Panama bis hierher.
Im Windschatten der Insel angekommen, rollen wir die Genua weg und starten ein letztes Mal den Motor. Am fernen Inselrand entdecke ich das erste zeichen für Zivilisation. Und schon kurz darauf erkennen wir die ersten Masten in der Bucht von Hanava. Die Jaleo Primero der Ocean Fellows ruft uns auf Kanal 16: „Welcome to Paradise“. Winkend fahren wir dicht an Bente und Lukas vorbei. Strahlend winken sie zurück. Doch dann fällt unser Blick auf die Kulisse hinter den beiden. Schwarze Felsen ragen über 100 m in die Höhe, Palmen, Bäume und grünes Grad bedecken die Hänge. Fast senkrecht ragen sie empor. Enden in mystisch aussehenden Steinformationen. Was für eine Kulisse uns hier begrüßt! Damit haben wir nicht gerechnet! Grandios! Der Anker fällt im flachen Wasser. Später werden wir feststellen, dass wir den Ankerplatz wechseln müssen. Das Paradies ist giftig. Starke Fallböen bereiten uns Probleme und lassen den Anker nicht halten. Doch nach dem Abendessen finden wir am äußeren Rand besseren Ankergrund.
Sonne und Regen wechseln sich in einer Geschwindigkeit ab, dass wir überrascht sind.
Doch jetzt heißt es erstmal Anstoßen auf den Triumph, den Pazifik erfolgreich gemeistert zu haben!


28 Tage und 5 Stunden für 3986 Seemeilen!
Wir sind angekommen auf den Marquesas!

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