Ein neuer Tag, ein neues Atoll
Wenn du seekrank bist, dann glaubst du, dass du stirbst. Und wenn du richtig seekrank bist, dann hoffst du, dass du stirbst. Die Überfahrt von Taou habe ich mir anders vorgestellt. Klar wir wussten, es kein Zuckerschlecken wird. Doch dass statt 18 Knoten, konstante 25 Knoten und Böen über 30 Knoten und dazu 2,5 Meter Welle statt der angesagten 1,5 Meter vorherrschen, damit hatten wir nicht gerechnet.
Doch, wer reisen will, muss manchmal in den sauren Apfel beißen. Jonas diesmal ganz besonders. Denn ich bin schon recht bald nach Verlassen des Landschutzes ausgenockt. Zum Glück ist Jonas ausgeschlafen und wir kommen trotz des ungünstigen Kurses zum Wind gut voran. Ich wach-dämmere durch die Nacht und bin froh als Jonas mir sagt, dass wir schon bald den Landschutz von Taou erreichen werden. 85 Seemeilen Stress. Ich rapple mich auf und wir bergen gemeinsam die Segel. Wir sehen Lichter am Pass. Ankernde Boote. Das erste Mal seit fast zwei Wochen. Wir warten. Es ist noch zu dunkel. Erst langsam beginnt sich der Himmel heller zu färben. Noch vor dem Sonnenaufgang beginnen wir mit der Anfahrt. Erfreut bemerken wir – trotz der 6 Boote, ist noch eine Mooring-Boje für uns frei. Erleichtert können wir diese problemlos ansteuern und sind um kurz nach 6 Uhr morgens fest und müde. Noch ein Blick auf die Palmen und das türkise Wasser und dann fallen wir müde ins Bett.

Eintauchen in eine andere Welt
„Taou“, ein Atoll in der Südsee. Türkisblaues Meer, Palmen, Sandstrand und wir: mitten drin. Der Starkwind der letzten Woche hat sich verzogen. Ein Blick ins Wasser verrät: Das Wasser ist klar. Auch bei 12 m Tiefe kann ich den Boden sehen. Wir sind an einer Boje festgemacht. Fische kreisen um das dicke Tau. Am Meeresgrund sieht man Korallenfelsen. Ich bin gespannt in diese Welt einzutauchen.
Ich bin ungeduldig. Meine Schnorchelsachen liegen bereits im Cockpit bereit. Wir haben uns mit unseren französischen Nachbarn verabredet. Gemeinsam das Riff entdecken. Endlich sehe ich Bewegung an Bord und kurz darauf düsen wir mit den zwei Booten in die Bucht hinein bis zum Ende – das Wasser unter uns wird sogar noch klarer und ich kann problemlos den Anker schmeißen ohne dabei Korallen zu erwischen. Sanft dümpelt unsere Mini-Jonny über einen großen Sandfleck. Normalerweise geht bei uns immer eine Person ins Wasser, um sicher zu gehen, dass der Anker keine Natur beschädigt.
Flossen und Taucherbrille an, GoPro klar machen und dann ab ins Wasser. Es ist kühler als erwartet. Wir sind verwöhnt. 27 Grad ist definitiv schon echt kalt. Nächstes Mal ziehe ich einen Neoprenanzug an! Dann tauche ich den Kopf unter und stoße einen Schrei aus. Ich tauche wieder auf und quassel auf Jonas ein – wie schön ist das hier ist. Wir treiben am Eingang vor eine Korallenlandschaft. Er muss grinsen und ich bin auch schon wieder weg. Mit nur wenigen Flossenschlägen tauche ich zwischen den ersten Felsen hindurch. Und bin in einer anderen Welt!
Fisch-Schwärme ziehen an mir vorbei. Sie stoben auseinander und verstecken sich in den Korallenköpfen und in kleinen Höhlen am Felsen. Ich lasse mich treiben und haben die Arme verschränkt. Keine schnellen Bewegungen. Einfach mal treiben lassen. Beobachten. Zwei Fische jagen einander, scheinbar spielerisch. Ein bisschen wie bei Findet Nemo. Am Grund erspähe ich einen Barsch. Erst vor zwei Wochen war Laichzeit im Nachbaratoll. Da kommen diese zu tausenden zusammen, um im Pass von Fakarava ihre Eier zu verteilen. Der Barsch ist riesig. Knapp 1 m. Etwas kruselig. Ich bleibe in sicherer Entfernung. Bunte Kardinal-, Husaren- und Papageienfische umgeben mich. Sie sind bunt und lassen mich entspannen. Ich treibe weiter, durch eine wunderschöne Korallenlandschaft. Verzaubernd. Wunderschön. Immer weiter ziehe ich durch die Felsen hindurch. Und bleibe gefangen in einem Traum Unterwasser.

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