Fare well.
Die Milchstraße leuchtet hell heute Nacht. Viele, viele Sterne glitzern über mir. Ein Funkeln. Nur selten ist der Himmel so klar. Um uns herum. Dunkelheit. Viele Meilen weit: Kein Boot. Kein Land. Keine Menschenseele.
Ruhe.
Ich atme tief aus und finde endlich mal wieder Zeit, nachzudenken. Über die letzten Wochen. Über unsere Zeit hier auf den Tuamotus. Ich bin traurig. Gerne wäre ich noch länger geblieben. Doch wir müssen weiter. Das nächste Mal bleiben wir länger, sage ich mir. Immer häufiger reden Jonas und ich über die Zukunft. Über „das nächste Mal“. In vielen, vielen Jahren. Es ist ein Versuch sich zu trösten, Abschied zu nehmen. Die Welt ist voller wundervoller Orte und so viele möchten wir noch entdecken. Immer wieder werden wir auf dieser Reise auf Orte treffen, an denen wir gerne länger bleiben wollen. Aber der Weg ist das Ziel. Und die Wellen, die jetzt unter uns durchrollen, geben mir Trost. Das angenehme Schaukeln lässt mich entspannen. Es ist wie Honig auf der Seele und mit jedem Stern, den ich betrachte, verbinde ich in Gedanken eine Erinnerung.
Von Kon Tiki, vom ersten Mal Schnorcheln im
Pass von Raroia, von unserem Sturm in Ahe, Laureen, dem netten Mädchen aus Ahe, von der Perlenfarm, von unserer schrecklichen Überfahrt von Ahe nach Toau, dem schönsten Schnorchelspot unserer Reise, von einer Palme über dem Strand, von einem Leuchtturm aus Korallen, einer Fahrradtour, Tauchen mit einem Manta und Tauchen mit hunderten Haien. Von einer intensiven Zeit!
Erinnerung für Erinnerung lasse ich Revue passieren und beginne dann mich auf unser Ziel zu freuen. Schon morgen werden wir Moorea erreichen. Die Gesellschaftsinseln. Unser erwarten Wanderungen und Natur. Berge und Flüsse. Der erste richtige Supermarkt seit Panama. Hoffentlich Buckelwale und bestimmt auch wieder neue Freundschaften.

Zeit, die Segel zu setzen!

Ankunft auf den Gesellschaftsinseln
Die Überfahrt dauert knapp 2 Tage. Der Wetterbericht verspricht Winde aus nördlicher Richtung. Später auf Nord-West drehend. Unser Kurs: West-Süd-West. Also fast ideale Bedingungen, um die 250 Seemeilen zurückzulegen. Grund genug für uns in einem Bogen in Richtung Moorea zu segeln. 20-30 Knoten machen vor dem Wind einfach mehr Spaß als am Wind zu segeln. Zumindest auf einer Fahrtenyacht bei 2 m Welle!
Unser Plan geht auf, der Wind dreht über Nacht und wir drehen mit ihm. Gegen 22 Uhr werde ich geweckt. Ein kleines gelbes Dreieck auf der elektronischen Seekarte signalisiert eine Yacht in unserer Nähe. Grün bedeutet unbekannt. Gelb bedeutet Buddy-Boat! Ich bin überrascht als ich „Nalani“ lese. Wir hatten sie im Norden der Tuamotus erwartet. Doch auch sie haben das gute Wetterfenster genutzt und segeln nun ebenfalls nach Moorea. Mit Abstand zueinander segeln wir auf die schmetterlingsförmige Insel zu.
Die letzten 20 Seemeilen sind anstrengend. Über Nacht sind dunkle Wolken aufgezogen. Als ich morgens um 5 Uhr die Wache übernehme, sehe ich bereits den ersten Regen. Wir müssen die Spibaum bergen. Der Wind hat weitergedreht und das Segel flattert im Wind. Jonas und ich beschließen die letzten Stunden mit gereffter Genua zu bestreiten. Wir haben es nicht eilig. Der Wind hat bereits stark zugenommen und das Ankermanöver wird wohl sowieso spannend werden. Seufzend hole ich mir meine Regenjacke, verschließe den Niedergang und warte auf den Regen.
Die Windanzeige springt pulsierend in die Höhe. 30 Knoten. Die Jonny legt sich auf die Seite. Regen peitscht mir ins Gesicht. 30 Sekunden später ist die Böe vorbei. Die Wellen haben stark zugenommen. Ich beginne mich auf die Einfahrt in den Pass zu freuen. Bald ist wieder Ruhe im Schiff.
Moorea kommt schnell näher und wir können bereits die Masten der vor Anker liegenden Boote sehen. Vor dem Pass sind 3 Bojen für Tauchboote. Die Boote, die dort festgemacht sind, tanzen wie wild auf den Wellen. Ich schüttel nur mit dem Kopf. So verrückt wäre ich nicht, um bei diesem Wellengang tauchen zu gehen. Wir sind gespannt, ob wir gut durch den Pass kommen. Aber unsere Sorgen sind unbegründet. Sanft rollen die Wellen in der Bucht aus. Wir surfen auf zwei Wellen hintereinander und gelangen in die ruhige See. Nach der nächsten Kursänderung haben wir es geschafft. Nur noch kleine Wellen durchziehen die Meeresoberfläche. Wir biegen in das Fahrwasser ein und erreichen schon bald den Ankerplatz.


Der Wind pfeift nach wie vor und wir haben Schwierigkeiten einen geeigneten Platz zu finden. Wir werfen den Anker in einen Hang und landen näher an den anderen Yachten als uns lieb ist. Anker wieder auf. Noch ein Versuch. Wieder nichts. Doch dann ist das Glück auf unserer Seite. Ein Katamaran geht Anker auf und wir können noch einmal wechseln. Diesmal liegen wir in 4 m tiefen Wasser. Wir können den Anker vom Bug aus sehen und fühlen uns wie im Paradies. Türkisblaues Meer und wir mitten drin!

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